280, boulevard Michelet
13000 Marseille, Frankreich
Unité d’habitation, 1945
Die Unité d’habitation in Marseille gehört zu den Gebäuden, die den Brutalismus in der Architektur begründen. Sie ist ein bedeutsamer Versuch, zeitgemäße Wohnformen zu entwickeln, um die Bedürfnisse des Einzelnen mit dem Leben in der Gemeinschaft in Einklang zu bringen.
Das Gebäude präsentiert sich als Wohnblock mit 135 Metern Länge, 24 Metern Breite und 56 Metern Höhe, der auf Stützen ruht. In 330 Wohnungen konnte er bis zu 1700 Menschen Platz bieten, denen im 7. und 8. Stockwerk eine Einkaufsstraße und ein Hotel mit Restaurant zur Verfügung standen sowie auf der Dachterrasse ein Kindergarten und Sporteinrichtungen. Ein Teil dieser Gemeinschaftseinrichtungen ist erhalten.
Es wurde ein Bauprinzip angewandt, das die Bezeichnung „‚Flaschenregal“ erhielt. Es zeichnet sich dadurch aus, dass Wohnzellen unterschiedlichen Typs in ein vorgefertigtes Stahlbetonskelett eingebaut wurden, ähnlich wie Flaschen in ein Regal geschoben werden. Aus standardisierten Bauteilen wurden insgesamt 23 Wohnungstypen unterschiedlicher Größe zusammengesetzt.
Alle Wohnungen sind von Ost nach West durchgehend, mit Ausnahme derjenigen, die an der Südfassade liegen. Als Familienmittelpunkt dient das über zwei Ebenen offene Wohnzimmer; die obere Etage beherbergt die Schlafzimmer für Eltern und Kinder. Das Wohnzimmer wird durch eine Loggia, die auch als Sonnenschutz für die darunterliegende Wohnung (brise-soleil) dient, nach außen vergrößert. Die Klarheit und Einfachheit der Wohneinheiten folgt Gesetzmäßigkeiten, wie sie auch für die Schiffs- und Klosterarchitektur gelten.
Die Küche ist mit Elektroherd, Kühlschrank, Müllschlucker und Einbauschränken ähnlich einem Labor eingerichtet. Auch in der ganzen Wohnung befinden sich anstelle traditioneller Möbel zahlreiche Einbaumöbel. Küche, Badezimmer und Toilette werden mechanisch belüftet, während der Wohnraum über ein Belüftungssystem mit Frischluft versorgt wird. Damit geht die Ausstattung der Unité weit über den Standard preisgünstigen Wohnungsbaus hinaus, ebenso überschreiten die Wohnflächen die üblichen Normen um 40 bis 50%.
Die 17 Hauptgeschosse werden von acht innenliegenden Fluren erschlossen, den sogenannten „Straßen“. Jede dieser Straßen erschließt rechts und links Maisonette-Wohnungen, deren zweite Etage entweder darüber oder darunter angeordnet ist, also jeweils drei Geschosse. Man erreicht jede Straße über Aufzüge und Fluchttreppen. Das gesamte Gebäude und seine Ausstattung sind auf dem Modulor aufgebaut, dem universellen Maßsystem, das von Le Corbusier entwickelt und bei der Unité in Marseille erstmals angewandt wurde.
Perspektivische Vorstudie, Gesamtansicht mit Vegetation
Plan FLC26662
Studie zu zwei Gebäudefassaden
Plan FLC26828
Perspektivische Darstellung der Fassaden mit Farbgebung der Loggien
Plan FLC27096
Perspektivische Darstellung der West- und Südfassade mit Farbgebung der Loggien
Plan FLC 27099
Studie zu Wohngeschossen mit Inneneinrichtung
Plan FLC 29364
Gebäudeschnitt durch Saal und Clubräume im 19. und 20. Geschoss sowie Beschriftung und Maßangaben
Plan FLC 25367
Plan für die Betonschalung der Wand in der Ostfassade der Eingangshalle mit Umrissen des Modulors sowie Maßangaben, und Beschriftung
Plan FLC 25217
Perspektivische Gesamtansicht der Ostfassade
Plan FLC 25369
Studie zu den wesentlichen Wohnungstypen anhand von drei vorgefertigten Modulen
Plan FLC 26294D
Schnitt durch drei Geschosse mit Inneneinrichtung
Plan FLC 26827
Foto: Photographie industrielle du Sud-Ouest
FLC L1(14)6
Foto: Photographie industrielle du Sud-Ouest
FLC L1(15)25
Gesamtansicht
Foto: Cemal Emden
Gebäudeeingang
Foto: Cemal Emden
Fassadendetail beim Gebäudeeingang
Foto: Cemal Emden
Dachterrasse
Foto: Cemal Emden
Giebelwand mit Außentreppe
Foto: Cemal Emden
Teilansicht der Ostfassade
Details der Dachterrasse
Innenansicht der Ladenstraße
Foto: Cemal Emden
Teilansicht mit Küche der original erhaltenen Wohnung Nr. 643
Foto: Cemal Emden