Das architektonische werk
von Le Corbusier im welterbe

BIOGRAFIE

Internationale Anerkennung: 1928–1944
BIOGRAFIE Précisions sur un état présent de l'architecture et de l'urbanisme, 1930

1930 entschied sich Le Corbusier, die französische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Im selben Jahr heiratete er Yvonne Galis, ein Fotomodell. Die wachsende Bekanntheit infolge seiner ersten Bauten, aber auch seine Schriften, seine Malerei sowie seine Möbel brachten ihm mehrere große Aufträge ein: Der Centrosojus in Moskau (1928), die Cité de Refuge de l’Armée du Salut (Paris, 1929), der Pavillon suisse (Paris, 1930) oder das Wohngebäude Clarté (Genf, 1930). Er steigerte seine Reisetätigkeit und hielt Vorträge auf der ganzen Welt: in Prag und Moskau (1928), in Argentinien und Brasilien (1929 und 1936), in Spanien (1930), Italien (1934) und den Vereinigten Staaten (1935/36). Er schrieb darüber Bücher, die er nach seiner Rückkehr veröffentlichte, so unter anderem Précisions sur un état présent de l’architecture et de l’urbanisme (1930) (6) oder Quand les cathédrales étaient blanches : voyage au pays des timides (1937). (7)

(6) Précisions sur un état présent de l’architecture et de l’urbanisme, éditions Crès, collection de l’Esprit Nouveau, 1930.
(7) Quand les cathédrales étaient blanches: voyage au pays des timides, Plon, Paris, 1937.
BIOGRAFIE Le Corbusier (2. v. links) und Josephine Baker (Mitte) an Bord der Lutetia, 1929
BIOGRAFIE Völkerbundpalast, Genf, Entwurf 1927

1929 begann er mit der Veröffentlichung der Buchreihe L‘Œuvre complète (8). Sie erschien in acht Bänden bis 1967 und war hervorragend geeignet, um Verbreitung und Strahlkraft seiner Gedanken zu unterstützen. Seine erfolglose Teilnahme am Wettbewerb für das Gebäude des Völkerbunds (1927) bestätigte ihn nun endgültig als Vorkämpfer der Modernen Bewegung und als Lieblingsfeind des Akademismus.

(8) Erstveröffentlichung auf Deutsch: O. Stonorov, W. Boesiger (Hg.), Le Corbusier und Pierre Jeanneret, ihr Gesamtwerk von 1910 bis 1929, Zürich, 1929.

„Neben Wirtschaft, sozialem Gefüge und Politik sind psychologische und physiologische, mit dem Menschen selbst zusammenhängende Werte zu beachten, die den Widerstreit zwischen individuellen und kollektiven Bedürfnissen verursachen.“
Charta von Athen, Artikel 2

BIOGRAFIE Le Corbusier und Matila Ghyka an Bord der Patras II während des vierten CIAM-Kongresses in Athen, 1933

1928 war er einer der Mitbegründer der CIAM (Congrès Internationaux d’Architecture Moderne), deren Arbeiten die Zukunft der Architektur des 20. Jahrhunderts wesentlich beeinflussten. Bis zur Auflösung 1959 beteiligte er sich an ihren Vorhaben. Beim vierten Kongress 1933 in Athen leistete er einen grundlegenden Beitrag mit der Formulierung eines wichtigen städtebaulichen Manifests, das er unter dem Titel Charta von Athen 1943 erstmals veröffentlichte. (9)

(9) La Charte d’Athènes, Travaux du 4ème CIAM, Plon, Paris, 1943. Deutsche Erstausgabe : Le Corbusier, 1957/1962: An die Studenten – Die „Charte d‘ Athènes“. Paris/Hamburg, 1962.
BIOGRAFIE Teilnehmerinnen und Teilnehmer des vierten CIAM-Kongresses in Athen, 1933
BIOGRAFIE Oben: Städtebaulicher Plan für Montevideo, 1929
Unten: Städtebaulicher Plan für São Paulo, 1929

Es entstand eine Vielzahl städtebaulicher Entwicklungsprojekte für Antwerpen, Genf, Stockholm, Moskau, Montevideo, Rio de Janeiro, São Paulo …. Keines dieser Projekte wurde tatsächlich realisiert, aber sie verbreiteten sich schnell und trugen, so wie die ab 1931 entstehenden Pläne für Algerien, insbesondere der Plan obus für Algier (1933), zur Entwicklung des zeitgenössischen Städtebaus bei. Der internationale Einfluss Le Corbusiers zeigte sich auch 1936, als er zum Berater beim Entwurf für das Erziehungsministerium in Rio de Janeiro berufen wurde, das eine Gruppe junger brasilianischer Architekten um Lucio Costa und Oscar Niemeyer realisieren sollte. Dieses Meisterwerk gilt seither als Ausgangspunkt der modernen brasilianischen Schule.

BIOGRAFIE Städtebaulicher Plan für Algier, 1930,
Vogelperspektive auf den Hafen und Teile der Stadt
BIOGRAFIE Entwurf für eine Skulptur, 1940

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs brachte das vorläufige Ende der Zusammenarbeit mit seinem Vetter Pierre Jeanneret. Die beiden fanden erst 1950 wieder zusammen, um das riesige Bauvorhaben Chandigarh in Indien durchzuführen. 1940 verließ Le Corbusier Paris und zog sich nach Ozon in den Pyrenäen zurück. Danach hielt er sich 1941 mehrere Monate in Vichy auf in der Hoffnung, bei der Regierung die nötige Unterstützung zur Umsetzung seiner städtebaulichen Ideen zu finden, wie er sie schon in den 1930er Jahren in der Zeitschrift Plans vorgestellt hatte.

BIOGRAFIE Les trois établissements humains, Titelblatt, 1945

Da er allerdings nicht auf die erhoffte Resonanz stieß, kehrte er 1942 nach Paris zurück und gründete die Assemblée des Constructeurs pour la Rénovation Architecturale (ASCORAL). Die Arbeiten dieser Studiengruppe mündeten nach dem Krieg in zwei neue Veröffentlichungen, Les trois établissements humains (1945) sowie Manière de penser l’urbanisme (1946). (10)

(10) Le Corbusier et l’Ascoral, Les trois établissements humains, Éditions de l’Architecture d’Aujourd’hui, Boulogne, 1945. Le Corbusier et l’Ascoral, Manière de penser l’urbanisme, Éditions de l’Architecture d’Aujourd’hui, Boulogne, 1946.