Kleine Villa am Genfer See, 1923

Das kleine Haus, das auch unter den Bezeichnungen Kleines Haus am See, Villa le Lac oder Haus der Madame Jeanneret bekannt ist, befindet sich in der Gemeinde Corseaux am Genfer See, auf einem schmalen Grundstück zwischen Seeufer und der Straße nach Lavaux. Der Baugrund bot nicht die besten Voraussetzungen für den Errichtung eines Hauses, allerdings einen grandiosen Blick nach Süden auf den See und die Berge: Das Grundstück ist lang und schmal (30 x 12 Meter) und der Boden hat eher schlechte Qualität, da er Ende des 19. Jahrhunderts aufgeschüttet wurde.

„Das zu lösende Problem: ein Haus für nur zwei Personen, ohne Bedienstete. Ort: das östliche Ende des Genfer Sees; am Seeufer vor ausgedehnten Weinbergen; freier Blick nach Süden. Wir sind entgegen dem üblichen Verfahren vorgegangen: Es wurde (zuerst) ein präziser und funktioneller Grundriss für das Haus entwickelt, der genau den Nutzungsanforderungen entspricht, eine echte kleine ‚Wohnmaschine‘. Danach, mit dem Plan in der Tasche, wurde ein passendes Grundstück gesucht. Dieses Vorgehen zeugt von mehr gesundem Menschenverstand, als es zunächst den Anschein hat. Wohnmaschine: Jedem Element wird eine bestimmte Fläche zugeordnet, insgesamt 56 qm für das ganze Haus. Man entwirft und landet bei 60 qm. In diesem winzigen Haus gibt es ein Fenster von 11 Metern Länge und der Aufenthaltsbereich breitet sich über 14 Meter aus. Mobile Zwischenwände und Schrankbetten ermöglichen es, unvorhergesehene Gäste unterzubringen.“ (Zitiert nach: Œuvre Complète 1910–1929, Seite 74)

Der nach drei Seiten ummauerte Garten um das Haus ergänzt den Raum des kleinen Hauses. Ein Fenster in einer freistehenden Wand an der vierten Grundstücksseite begrenzt den Blick in die Landschaft, lässt aber ein grandioses Panorama (zum See hin) entstehen und bildet einen Kontrapunkt zum Langfenster im Innenraum.