Avenue Henry Frugès, Rue Le Corbusier
Rue Xavier Arnozan, Rue des Arcades,
33600 Pessac, Frankreich
Siedlung Frugès, 1924
Die Siedlung Frugès ist der Prototyp einer Siedlung mit standardisierten Gebäuden, die in den 1920er Jahren mit damals beispiellosem Anspruch verwirklicht wurde.
Le Corbusier und Pierre Jeanneret realisierten von 1924 bis 1927 in Pessac eine Experimentalsiedlung mit 51 Häusern. Benannt nach ihrem Auftraggeber stellt die Siedlung Frugès in der Geschichte des Arbeiterwohnungsbaus einen in ästhetischer, technischer, methodischer und sozialer Hinsicht ehrgeizigen und einmaligen Versuch dar.
Die Cité Frugès veranschaulicht auf unvergleichliche Weise diesen für moderne Architekten bezeichnenden experimentellen Ansatz ebenso wie den Willen Le Corbusiers, gegen Konventionen und hergebrachte Verfahrensweisen zu verstoßen. Gestalterisch handelt es sich um eine der ersten Arbeitersiedlungen weltweit, die in der Sprache der neuen modernen Ästhetik errichtet wurden. Technisch stellte die Siedlung eine Experimentierwerkstatt für standardisiertes Bauen dar. In sozialer Hinsicht zielte das Projekt darauf ab, die Arbeiterwohnung vom Image des Malerischen oder auch Elendigen zu befreien, in dem sie in der Regel gefangen war.
Die Innovation liegt zuallererst Im Konzeptionellen. Die Grundrisse der Häuser bauen durchweg auf einem einheitlichen technischen und räumlichen Modul mit einer Seitenlänge von fünf Metern auf. Ein Basistyp, den Le Corbusier als B1L bezeichnete, setzt sich über zwei Stockwerke aus einer und einer halben Zelle zusammen. Die zu meisternde Herausforderung bestand darin, durch die Verwendung eines Standardmoduls wirtschaftlich zu bauen, ohne dabei durch Wiederholung in Monotonie zu verfallen.
Die Hinzufügung einer oder mehrerer Zellen ermöglichte fünf verschiedene Haustypen, wobei zahlreiche Detailveränderungen und Variationen das einfache Grundmuster bereichern. Es entstanden „Arkadenhäuser“, „Wolkenkratzer“, „Schachbrett- und Zick-Zack-Häuser“ sowie zwei gegenüberliegende Doppelhäuser und ein als Haus Vrinat bezeichnetes Einfamilienhaus.
Der Anspruch bestand darin, Baukunst und sozialen Fortschritt zu vereinen. Der Auftraggeber und seine Architekten entwarfen die Arbeiterhäuser als Kunstwerke in den Formen der Architekturavantgarde. Le Corbusier und Pierre Jeanneret setzten eine differenzierte Farbgestaltung ein, um die ausgesprochen plastische Wirkung dieser geometrischen Grundformen noch zu steigern, die sich auch im städtebaulichen Maßstab der Siedlung ausdrückt.
Perspektivische Skizze der Gebäude mit Angaben
FLC 19879A
Axonometrie aus der Vogelperspektive
Plan FLC19895
Perspektivische Studie zu einer Gebäudegruppe mit Vegetation
Plan FLC19859A
Aufriss Ostfassade, Haustyp gratte-ciel
Plan FLC19809B
Schematische Darstellung, Collage aus drei perspektivischen Darstellungen der Häuserreihen mit Maßangaben und Beschriftung
Plan FLC19898
Fassadenansicht Haustyp maison à arcades
Plan FLC19897
Verschiedene Grundrisse und Ansichten
Foto: Photographie Industrielle du Sud-Ouest
FLC L2(15)126
Foto: Photographie Industrielle du Sud-Ouest
FLC L2(15)92
Foto: Photographie Industrielle du Sud-Ouest
FLC L2(15)119
Foto: Photographie Industrielle du Sud-Ouest
FLC L2(15)125
Foto: Gourdin
FLC L4(4)61
Gesamtansicht der Siedlung Frugès
Foto: Cemal Emden
Ansicht der Siedlung Frugès
Foto: Bénédicte Gandini
Ansicht der Siedlung Frugès
Foto: Cemal Emden
Ansicht der Siedlung Frugès
Foto: Cemal Emden
Ansicht der „Arkadenhäuser“ (maisons à arcades)
Foto: Bénédicte Gandini
Ansicht der „Wolkenkratzer“ (gratte-ciel)
Foto: Cemal Emden
Ansicht der Siedlung Frugès
Foto: Bénédicte Gandini
Gärten in der Siedlung